Knospen aus Altem Reis
Details

„Knospen aus altem Reis“ - Gedichte und Texte von Ralf Schauerhammer.

Das Buch erscheint Ende Februar oder Anfang März im
Engelsdorfer Verlag Leipzig.

(ISBN 978-3-96940-723-3, Gesamtgestaltung Ursula Cicconi, Alle Rechte beim Autor

Preis: 14,80 Euro)

Pressebericht vom 8.2.2024

Beeindruckender Lyrikabend
in der Huder Klosterremise

Dorit Berger

EINEN AUSSERGEWÖHNLICHEN LYRIKABEND erlebten die Zuhörer der monatlichen Lesung des Freien Deutschen Autorenverbandes (FDA Nord e.V.) am vergangenen Dienstag Abend in der Huder Klosterremise. Unter dem Motto „Neue Knospen aus altem Reis“ las der Huder Autor Ralf Schauerhammer eigene Gedichte in alten und sehr alten lyrischen Formen.
Der „FDA-Frischling“, wie er sich als neues Mitglied gerne nennt, schrieb bereits als Kind Gedichte und fand seine Freude daran, die alten Gedichtformen neu zu entdecken und auf seine Gedichte anzuwenden. Jedem Gedicht folgten die Erklärung der Form und deren Entwicklung durch die Jahrhunderte, kenntnisreich dargeboten. Es war ein anspruchsvolles Programm, das die Zuhörer durchaus forderte. Diese ließen in ihrer konzentrierten Aufmerksamkeit jedoch nicht nach, was nicht zuletzt daran lag, dass die Gedichte des Autors in ihrer menschlichen Aussage und sprachlichen Schönheit tief berührten.
Der Vortrag Schauerhammers wird in Kürze als Buch erscheinen. Seinen Erfolg kann der Autor in der langen Bestellliste sehen, die die Zuhörer ihm hinterließen. Der Abend wird bei ihnen gewiss noch lange nachwirken.

RALF Shauerhammer

Der Dichter Ralf Schauerhammer eröffnet sein neues Buch mit einem Gedicht und dem nach- folgenden Text:

Knospen aus altem Reis
 
Der Baum steht da in alter Pracht,
steht scheinbar ohne Leben,
jedoch aus alten Reis erwacht
in Knospen neues Leben.
 
Das Lied, das einst der Dichter sang,
so lange schon verhallt,
bewegt jedoch mit neuem Klang
nun wieder Jung und Alt.
 
Es knospt hervor aus altem Reis,
was mein Seele treibt,
Der Spross vergeht. Ich weiß, ich weiß!
Jedoch das Treiben bleibt.

Gedichte aus alter Zeit sind wie Bäume, meist eindrucksvoll, aber auch hinter fester Rinde scheinbar erstarrt. Seltsam gewordene Worte und Klänge verbergen ihr Innerstes. Aber sie haben auch die Magie ihrer Form, die den Hörer in ihren Bann zieht und seine Anschauungskraft belebt. Plötzlich entfalten sich die Gefühle, die der Dichter einstmals in die Form eingefaltet hat. Denn betrachtet man die alten Gedichte näher, und findet Zeitdokumenten über sie, dann frappiert, wie sie vor so langer Zeit, die gleichen Gefühle erwecken konnten, die sie auch heute noch hervorrufen.

Woran mag das liegen? Die Welt, unsere Wahrnehmungen und Sitten haben sich in der Zwischenzeit sehr verändert, und die Inhalte der Gedichte sind oft veraltet. Liegt die Ursache etwa in ihrem Klang und der Form? Das fragt man sich. Und schon ist man mitten im herrlichen Garten der Poesie und freut sich an der vielen verschiedenen Pflanzen, die dort wachsen, manche gedeihen, andere führen ein kümmerliche Dasein, manche gefallen unmittelbar, andere weniger, aber alle haben sie ihrer interessante Eigenart. Man streift umher und beginnt ein Herbarium anzulegen… Und dann entsteht der Wunsch, aus den in Büchern niedergelegten Samen dieser alten Formen selbst erneut ein paar Pflanzen zu ziehen und den Samen zu neuem Leben zu erwecken.

Diese Neugier an Gedichten und das Bestreben mit deren Formen zu spielen, liegt dem Folgenden zugrunde. Deshalb: Knospen aus altem Reis.

Es handelt sich um eine Sammlung von kurzen Charakterisierungen alter Gedichtformen, begleitet und geschmückt von neuen Gedichten, die ich in diesen Formen geschrieben habe – mehr oder weniger gut, aber immer getrieben von der Suche nach dem Geheimnis der jeweiligen Form. Wenn Sie beim Lesen und Hören auf doppelte Weise unterhalten sind, einmal durch die Gedichte selbst, zum anderen durch deren allgemeinen Formcharakter, dann habe ich mein Ziel erreicht. Und vielleicht werden Sie ja auch Freund alter Gedichte – wenn Sie es nicht schon sind – und versuchen selbst aus den alten Bäumen im Garten der Poesie, liebevoll frische Knospen zu erwecken.

Noch ein Wort zur "Form". In Poetiken ist viel über die verschiedenen Gedichtformen zu lesen. Die dargelegten Regeln erwecken leicht den falschen Eindruck, die Form eines Gedichtes sei etwas äußeres, an das Gedicht herangetragenes, oder sogar einschränkendes, wie ein Backform, die den Teig begrenzt. In Wirklichkeit ist die Form jedoch ein inneres Gestaltungsprinzip der Sprach-"Genetik". Die Form ist eben kein französischer Garten, in dem Gedichte äußerlich geometrisch figuriert sind, sondern sie reflektiert eine innere Gesetzmäßigkeit, welche spezifische Pflanzen bildet, jede eigen und anders, aber doch von ganz bestimmter Art, wie man z.B. einen Eichenbaum erkennt, obwohl jede einzelne Eiche von den anderen Eichenbäumen unterscheiden. Die in den Poetiken nachträglich aus den Werken der großen Dichter zusammengestellten Formelemente sind nur "Hilfslinien", welche man in einem fertigen Werk aufsuchen und finden kann, die der Künstler jedoch gar nicht bewusst nutzt, bzw. so verinnerlicht hat, dass er sich nicht benötigt. Deshalb muss man einfach nur viele Beispiele guter Gedichte lesen, um einen lebendigen Begriff ihrer Form zu finden.