Im wunderschönen Monat Mai

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Im wunderschönen Monat Mai
Gedichte und Geschichten zum Wonnemonat
 
Dienstag, den 23. Mai 2023 um 16:00 Uhr
Antoniusheim
Idsteiner Str. 109/111
65193 Wiesbaden

Im wunderschönen Monat Mai

Gedichte und Geschichten zum Wonnemonat


D
ER WONNEMONAT MAI IST DIE ZEIT der Blumen und Blüten; man erfreut sich an Ihrer Farbenpracht und Vielfalt. Man geht spazieren, Sonne und Blumen leuchten bunt und freudig in die Herzen. Die Seele wird froh und beschwingt; die rechte Stimmung für ein Gedicht! Man denkt vielleicht an Goethes Gedicht, das mit der Zeile beginnt: “Wie herrlich leuchtet mir die Natur” oder an das Lied: “Komm lieber Mai und mache, die Bäume wieder grün“. Christian Overbeck veröffentlichte das Lied 1781 in dem Buch „Fritzchens Lieder“; vertont wurde es auch von Wolfgang Amadeus Mozart.

Christian Overbeck

Fritzchen an den May
 
Komm, lieber Mai, und mache
die Bäume wieder grün
und lass mir an dem Bache
die kleinen Veilchen blühn!
Wie möcht` ich doch so gerne
ein Veilchen wieder sehn,
ach, lieber Mai, wie gerne
einmal spazieren gehn!
 
Zwar Wintertage haben
wohl auch der Freuden viel:
man kann im Schnee eins traben
und treibt manch Abendspiel,
baut Häuserchen von Karten,
spielt Blindekuh und Pfand,
auch gibt's wohl Schlittenfahrten
aufs liebe freie Land
 
Doch wenn die Vögel singen
und wir dann froh und flink
auf grünem Rasen springen,
das ist ein ander Ding!
Jetzt muss mein Steckenpferdchen
dort in dem Winkel stehen,
denn draussen in dem Gärtchen
kann man vor Schmutz nicht gehn.
 
Am meisten aber dauert
mich Lottchens Herzeleid,
das arme Mädchen lauert
recht auf die Blumenzeit.
Umsonst hol ich ihr Spielchen
zum Zeitvertreib herbei,
sie sitzt in ihrem Stühlchen
wie's Hühnchen aus dem Ei.
 
Ach, wenn's doch erst gelinder
und grüner draußen wär!
komm, lieber Mai, wir Kinder,
wir bitten gar zu sehr!
O komm und bring vor allem
uns viele Veilchen mit,
bring auch viele Nachtigallen
und schöne Kuckucks mit.

Fritzchen sagt uns, was der Mai mitbringt. Veilchen, Nachtigallen und den Kuckuck. Ganz ähnlich sah das auch der Dichter Hoffmann von Fallersleben. 
 

Hoffmann von Fallersleben
 
Kuckuck, Kuckuck ruft aus dem Wald.
Lasset uns singen, tanzen und springen.
Frühling, Frühling wird es nun bald.
 
Kuckuck, Kuckuck lässt nicht sein schrei'n:
Komm in die Felder, Wiesen und Wälder.
Frühling, Frühling, stelle dich ein.
 
Kuckuck, Kuckuck, trefflicher Held.
Was du gesungen, ist dir gelungen.
Winter, Winter räumet das Feld.

Es erwachen nicht nur die Vögle im Mai, sondern auch die Pflanzen. Der Rasen wird grün, überall erscheinen frische, grüne Blätter. Als Kinder haben wir gewitzelt: der Mai ist gefährlich, denn „die Bäume schlagen aus“, wie es in Emanuel Geibels Gedicht „Der Mai ist gekommen“ heißt.
   
Es ist ganz klar zu erkennen, dass der Mai für die Jahreszeit steht, in der es den Menschen in die erblühende Natur hinauszieht. Nichts kann das Wachsen, das Grünen hindern und die Lust des Menschen an dieser prächtigen Veränderung teilzuhaben ist nur allzu verständlich.
 
Von dieser Freude an der blühenden Natur und der aufblühenden Seele erzählen heute die Dichterpflänzchen.