„Man ist ja von Natur kein Engel“
Wilhelm Busch, ein Portrait in Gedichten.
Wilhelm Buschs Bildergeschichten kennt jeder. Viele sind in ihrer Kindheit den ironischen und heiteren Figuren, die seiner Feder und seinem Pinsel entsprangen, begegnet. In der Verbindung von Zeichnungen und Versen, von Poesie und Malerei findet Wilhelm Buschs eigentliches Können seinen Ausdruck. Er ist ein begnadeter Karikaturist, sowohl in kunstfertigen Worten als auch mit treffsicherem Strich. Mit seinen gereimten Bildergeschichten, seinen Versepen, schuf er etwas Einmaliges in der deutschen Literatur. - Eines der bekanntesten Werke ist wohl seine “Bubengeschichte in sieben Streichen” mit dem Titel: Max und Moritz.
So eröffneten die Mitglieder des Wiesbadener Poesievereins Dichterpflänzchen e.V. im gut besuchten „Wohnzimmer“ der Villa Kursana am 21. Juni nachmittags das Dichterportrait. Etwa 30 Bewohnern waren gekommen, um sich an die Geschichten und Gedichte von Wilhelm Busch zu erinnern und daran zu erfreuen.
Schon bei dem Vorwort zu „Max und Moritz“ sprachen einige der Besucher den gereimten Text mit und waren sozusagen selbst „Mitwirkende des Programms“.
Ach, was muß man oft von bösen
Kindern hören oder lesen!
Wie zum Beispiel hier von diesen,
Welche Max und Moritz hießen;
Es gelang den Vortragenden (Martha und Lutz Schauerhammer und Hartmut Borchers) geschickt an die sieben Streiche der Buben zu erinnern und in der einstündigen Veranstaltung Buschs Leben und Werk anschaulich und unterhaltend vorzustellen.
Gekonnt wurden die heiter-ironischen, aber auch einige nachdenkliche Gedichte in Buschs Lebenslauf eingeflochten. In seinen Bildergeschichten erinnerten die Rezitatoren auch an Buschs eigenes Doppelwirken als Maler und Dichter.
So heißt es zum Beispiel am Ende des ersten Kapitels von Maler Klecksel:
Darum, o Jüngling, fasse Mut;
Setz auf den hohen Künstlerhut
Und wirf dich auf die Malerei;
Vielleicht verdienst du was dabei!
Und der letzte Satz des erste Kapitel von Balduin Bählamm, der verhinderte Dichter lautet:
Oh, wie beglückt ist doch ein Mann,
Wenn er Gedichte machen kann!
Viel Heiterkeit und Lust zum Mitsprechen erzeugten die vertrauten Gedichte, denn die Geschichte von Fink und Frosch oder die vom Vogel auf dem Leim, den bald der Kater frisst, sind vielen Zuhörern aus ihrer Kindheit bekannt. Mit einigen Versbeispielen, die aufzeigen, wie Wilhelm Buschs Reime in die Alltagssprache eingewoben sind, beendeten die Dichterpflänzchen unter Einbezug des Publikums das Dichterportrait. Kaum einer der Zuhörer blieb stumm, als es hieß:
Also lautet ein Beschluß,
Daß der Mensch was lernen muß.
Es ist ein Brauch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör!
Vater werden ist nicht schwer,
Vater sein dagegen sehr.
Einszweidrei, im Sauseschritt
Läuft die Zeit; wir laufen mit. -
Dieser letzte Vers schloss das Busch-Portrait der Dichterpflänzchen ab. Mit viel Applaus dankten die anwesenden Bewohnerinnen und Bewohner für die anspruchsvolle und unterhaltende Präsentation, in der Wilhelm Busch wieder lebendig wurde. Für alle, für Rezitatoren und Publikum, war diese Stunde voll Heiterkeit und Frohsinn viel zu schnell - im Sauseschritt – vorübergeeilt.
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Anmerkung:
Herr Lutz Schauerhammer (Vorstand des Poesievereins) ist in der Kursana-Villa kein Fremder mehr, denn seit vielen Jahren bringt er in ehrenamtlicher Tätigkeit Gedichte zu Gehör. Wer mehr über die vielfältigen Poesieangebote der Dichterpflänzchen erfahren will, kann das über deren Internetauftritt tun: www.dichterpflaenzchen.com.