Goethe und die arabische Welt – Der Orient in Goethes Werken
Die Mitglieder der literarischen Gruppe »Dichterpflänzchen« aus Wiesbaden haben es sich zur Aufgabe gemacht, über die klassische deutsche Dichtung zur Völkerverständigung beizutragen. Weil die Poesie in allen Kulturen schöpferisches Wirken als das Beste des menschlichen Wesens zum Vorschein bringe, biete die klassische Poesie eine einzigartige Möglichkeit, andere Menschen und Kulturen zu entdecken, meinen die »Dichterpflänzchen«. Sie sehen sich in einer Tradition, die beispielsweise der deutsche Dichter und Sprachwissenschaftler Friedrich Rückert vertrat, als er sagte: »Weltpoesie allein ist Weltversöhnung!« .Diese treffende Charakterisierung der Poesiearbeit der Dichterpflänzchen in den Medien von Herrn Dr. Eichenauer, dem Leiter des Hauses der Stadtgeschichte in Offenbach und seine einführende Begrüßung zur Veranstaltung „Goethe und die arabische Welt“ am Sonntag, 04.09.2011, stimmte die zahlreichen Zuhörer in angemessener Weise auf das Programm ein.
Das Rezitationsprogramm folgte den Anregungen aus dem Buch von Frau Prof. Mommsen mit dem gleichnamigen Titel und stellte in den Sprachbeiträgen, Briefstellen, autobiographischen Texten, Übertragungen anderer Orientalisten und Gedichten in unterhaltender Form dar, wie sich die arabischen Ursprungswerke auf Goethes Schaffen auswirkten.
Die orientalischen Musikbeiträge des Musikpädagogen Riad Kheder, gespielt auf der Ud (arabische Laute) und der Trommel, trugen wesentlich dazu bei, das Publikum in den Orient zu entführen. Diese emotionale, geistige Reise unterstützte das Verständnis für die Werke der vorislamischen Dichter Amralkais, Zohair und Taabbata Scharran und ebenso für Goethes Gedichte aus dem West-Östlichen Diwan. Die deutschen Sprachbeiträge wurden lebendig und mitreißend von Martha und Lutz Schauerhammer präsentiert und fanden in den arabischen Ursprungsgedichten ihren orientalischen Gegenpart. Herr Mustapha Inah-Kamen stellte zur Überraschung der Gäste zusätzlich einige eigene Übertragung von Goethes Diwan-Dichtung in arabischer Sprache vor.
Mit lang anhaltendem Beifall bedankte sich das Publikum für diesen Beitrag zum kulturellen Dialog zwischen Orient und Okzident. Viele Besucher waren durch die Präsentation der Gedichte und der Musik so angeregt, dass sie im Anschluss die Gelegenheit nutzten, mit den Vortragenden ausführlich ihre persönlichen Fragen und Eindrücke zu diskutieren.
Wenige Tage nach der Veranstaltung erhielten die Dichterpflänzchen folgende E-Mail. Geschrieben hatte Sie Herr Aslanov, der die Veranstaltung aufmerksam verfolgte.
Ich grüße Sie vom ganzen Herzen!
Ich war sehr begeistert von Ihrer Veranstaltung in Offenbach. Man kann deutlich sagen: Goethe bleibt auch nach 200 Jahre für uns alle Vorbild in Sachen Toleranz, Fremdenliebe, Akzeptanz und Aufklärung!
In Aserbaidschan ist er neben Schiller und Bertold Brecht sehr populär und viele Werke von Goethe wurden schon ins Aserbaidschanische übersetzt, "Faust" wurde öfter inszeniert. Das alles ist trotzdem zu wenig, so denke ich seit dem letzten Sonntag: Man muss in Aserbaidschan Goethe ein Denkmal setzen.
Wie ich Ihnen erzählt hatte, gebe ich jetzt den Gedichtband des aserbaidschanischen Dichters und Philosophen Nesimi (1370-1417) erstmalig in deutscher Sprache heraus. Er enthält nicht nur die Gedichte, sondern auch die Mystik, Philosophie und Aufklärung.
Ich lade Sie herzlich zu zwei Veranstaltungen zu diesem Thema in Frankfurt ein:
13.10.2011 Uhrzeit: 16.15-17.15
Frankfurter Buchmesse
Forum Dialog, Halle 5.1, Stand A 962
Aserbaidschanischer Dichter und Philosoph Nesimi.
Podiumsdiskussion mit Dr. Michael Hess (Übersetzer und Nesimi-Forscher von der Freien Universität Berlin), Reinhart Moritzen (Poetische Bearbeitung der Nesimi-Texte, Dichter) und Vougar Aslanov (Herausgeber und Moderator)
15.10.2011 Uhrzeit: 20.00-22.00
Goethe-Institut-Frankfurt - Diesterwegplatz 72 - 60594 Frankfurt
1. Vougar Aslanov: Vortrag über die Geschichte und Kultur Aserbaidschans
2. Podiumsdiskussion mit Dr. Michael Hess, Reinhart Moritzen und Vougar Aslanov über den aserbaidschanischen Dichter und Philosoph Nesimi.
3. Dagmar Kuhn singt die aserbaidschanischen Lieder
Herr Schauerhammer, ich würde mich sehr freuen, wenn wir zusammen mit Ihnen eine Veranstaltung über Nesimi organiseren könnten.
Ich denke die Dichterpflänzchen werden diesem Wunsch gern nachkommen und vielleicht sogar- wer weiß? - irgendwann ein Goethe-Denkmal in Aserbaidschan zusammen mit Herrn Vougar Aslanov enthüllen.
Goethe und die arabische Welt
Der Orient in Goethes Werken -
Rezitationen auf Arabisch und Deutsch,
umrahmt von orientalischer Musik
Sonntag, 04.09.2011, um 15:00 Uhr
Haus der Stadtgeschichte
Herrnstraße 61, 63065 Offenbach am Main
Lange bevor J. W. Goethe seinen “West-östlichen Diwan” schreibt, hat er sich mit der Kultur des Orients, vor allem aber mit der arabischen Literatur befasst. Dieses Interesse an anderen Kulturen war Goethe von Kind auf mitgegeben und die Früchte dieser „Auslandsreisen“ zeigen sich in einer Vielzahl seiner Werke.
Goethe geht immer mit wachen Augen durch die Welt und hat die Gabe, Wesentliches schnell zu erkennen und treffend zu formulieren. Vorurteilsfrei schaut er auf die Werke der vorislamischen und islamischen Welt, die ihm in unterschiedlichen Sprachen erreichbar waren. Er versteht, kommentiert, verarbeitet und schöpft Neues. Er führt einen lebenslangen Dialog mit orientalischen Dichtern.
In unterhaltender Form wird Goethes Beschäftigung mit den Werken der arabischen Welt aufgezeigt. Viele seiner poetischen Arbeiten entstehen in dieser Nähe zum Orient. Ein bunter Ausschnitt dieser Werke wird mit orientalischer Musik umrahmt vorgestellt.
• Die Märchen aus 1001 Nacht verarbeitet er mit 17 Jahren in seinem ersten Theaterstück “Die Laune des Verliebten”
• Die vorislamischen, arabischen Preisgedichte der “Moallakat” und die Poesiesammlung “Hamassa” fließen ebenso wie die Gedichte des persischen Dichters Hafis in seinen “West-östlichen Diwan” ein.
• Goethes Interesse am Islam und am Leben des Propheten Mohammed findet
Ausdruck in seinen Koranübersetzungen, dem Gedicht “Mahomets Gesang” und den Entwürfen seiner “Mahomet-Trilogie”.
• Unverkennbar ist der Einfluss der Beduinendichter Amralkais und Zohair in
Goethes Altersphilosophie, die in den “Zahmen Xenien” durchschimmert.