Goethe und Mevlana im Himmel, belauscht von Muhammad Iqba600 Jahre poetischer Dialog zwischen Orient & Okzident
Sonntag, 10. Okt. 2010 -17:00h
Bürgersaal-Galateaanlage Str. d. Republik 17-19, 65203 Wi-Biebrich
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„Ein Kreisschluss im poetischen Dialog zwischen Orient und Okzident“
„Ein Kreisschluss im poetischen Dialog zwischen Orient und Okzident“
Den Text können Sie auch auf persisch, türkisch und sogar arabisch lesen, indem sie auf die unten stehenden PDFs klicken.
“Wir sind zwei Stimmen einer Melodie!”
Goethe und Mevlana im Himmel, belauscht von Muhammad Iqbal Ein besonderer Glücksfall für den kulturellen Dialog zwischen dem Morgen- und dem Abendland ist Goethes “West-östlicher Diwan”. Dass nun dieses Werk den pakistanischen Dichterphilosophen Muhammad Iqbal zu einer Öst-westlichen Antwort inspirierte, ist mehr als ein Glücksfall. Es ist wohl die edelste, höchste und poetischste Form der Diskussion, die zwischen Okzident und Orient bisher stattfand.
Goethe erschließt durch seinen begeisterten Umgang mit den Werken des persischen Dichters Hafiz dem westlichen Leser einen Zugang zum orientalischen Denken. Muhammad Iqbal, als indo-islamische Philosoph, mit der westlichen Literatur vertraut, antwortet nun explizit in seinem Werk “Botschaft des Ostens” auf Goethes Aussagen und übereicht diese Symbiose dem orientalischen und dem westlichen Leser.
Durch Goethes und Iqbals Arbeiten wird eine befruchtende Wechselbeziehung zwischen den Kulturen dokumentiert, die für den kulturellen Dialog beispielhaft ist und die für den zukünftigen Gedankenaustausch die Grundlage bilden kann; denn ungeachtete des zeitlichen Abstandes und der unterschiedlichen historischen Rahmenbedingungen bei der Entstehung dieser Dialog-Poesie sind die Inhalte überraschend aktuell und für die heutige Zeit wertvoll.
Im Jahr 1814 fällt Goethe die erste Übersetzung des Diwans von Hafiz in die Hände, in den folgenden 2 Jahren entsteht sein Gedichtband “West-östlicher Diwan”.
Im Jahr 1923 veröffentlicht Muhammad Iqbal in persischer Sprache seine “Botschaft des Ostens”.
Im Jahr 1954 überträgt Annemarie Schimmel, während ihrer Lehrtätigkeit an der Universität in Ankara, dieses Werk ins Türkische und gleichzeitig ins Deutsche.
Im Jahr 2010 erzählen die “Dichterpflänzchen” davon.
Um die Protagonisten Johann Wolfgang Goethe, Muhammad Iqbal und Frau Annemarie Schimmel zu ehren und speziell deren Dialog-Poesie bekannt zu manchen, dazu soll unser Rezitationsprogramm mit dem Titel: Wir sind zwei Stimmen einer Melodie! - Goethe und Mevlana im Himmel, belauscht von Muhammad Iqbal, dienen.
Im Verlauf des Programms werden der persische Dichter Hafiz, der Goethe beeiflusste und der Dichterphilosoph Mevlana Dschalaleddin Rumi, der Iqbal so vertraut war, ebenfalls vorgestellt.
Hier nun das erlauschte Gespräch zwischen Mevlana Dschalaleddin Rumi und Goethe im Himmel. Ist das nicht eine überraschende und phantastische Idee von Iqbal?, wie geschaffen für die “Dichterpflänzchen”!
Muammad Iqbal (Übertragung: Annemarie Schimmel )
Dschalal und Goethe
Der kluge Deutsche fand im Paradeis
Gesellschaft an dem Persergreis.
Auch er – wie jener Hohe – ein Poet,
Der wohl ein Buch hat, doch ist kein Prophet.
Er las ihm, der uralter Weisheit kund,
Die Mär von Satan und des Weisen Bund.
Sprach Rumi: “Du, der Wortes Geist erfaßt,
Die Engel jagst und Gott als Beute hast -
Dein Denken sich im Herz verborgen hält,
Erschafft aufs Neue dann die alte Welt!
Im Bild hast du der Seele Drang geschaut,
Die Perle in der Muschel neu gebaut,
Der Lieb’ Symbolik kennt nicht jedermann,
Nicht jeden nimmt man hier im Kloster an.
Der Kluge und Vertraute weiß, was bliebe:
Vom Teufel der Verstand, von Adam Liebe!”