„Weltpoesie“ beim Internationalen Sommerfest

Die Dichterpflänzchen hatten ihren Pavillon beim Internationalen Sommerfest am 27. Juni 2009 auf dem Wiesbadener Schlossplatz als Dialog-Bibliothek gestaltet.


Ausstellungsstücke waren Gedichte aus den unterschiedlichsten Kulturnationen. Unter dem Dach des Pavillons, sozusagen vom Himmel herab, grüßten die farbigen Portraits großer Dichter aus aller Herren Länder: Johann Wolfgang Goethe, Schams ed-Din Hafis, Friedrich Schiller, Mevlana Dschelaleddin Rumi, Kalidasa, Alexander Puschkin, Francesco Petrarca, Yunus Emre und die beiden Übersetzergenies Friedrich Rückert und Annemarie Schimmel luden zu einem Besuch.


Die Wände des Pavillons bildeten Tapetenbahnen, auf denen in kalligraphischer Handschrift einige Werke der unsterblichen Poeten und Philosophen auf Deutsch und in der Ursprungssprache zu lesen waren. So konnten die Bibliotheksbesucher das Gedicht “Warum weinst du Nachtigall?”von Yunus Emre mit der Übertragung der bekannten Orientalistin Annemarie Schimmel vergleichen oder sich an der türkischen Übersetzung von Schillers Gedicht “Breite und Tiefe” durch Prof. B. Batiman erfreuen. Gleich daneben lud ein in persischer Schrift geschriebenes Gedicht von Hafis und dessen Übertragung von Friedrich Rückert zum Lesen ein. Eines der herrlichen Sonette aus Petrarcas Canzoniere auf Italienisch und Josef Köhlers deutsche Nachdichtung vervollständigten die Ausstellung. - Der Begriff „Weltpoesie“ wurde in dieser Atmosphäre erfahrbar.


Wer ein bisschen mehr Zeit zum Lesen hatte, konnte in einer etwas erweiterten Sammlung von Gedichten auf Deutsch und in den verschiedenen Originalsprachen weitere Schätze fremdländischer Poesie entdecken. Mit diesem Auslagenheft ist der Grundstock, sozusagen eine „Erstausgabe“ der Dialog-Bibliothek Poesie entstanden. Darin finden sich unter anderem zwei russische Texte von Alexander Puschkin mit der Übersetzung von Michael Engelhard; eine Passage aus dem altindischen Ramayana in Sanskrit und dazu der deutsche, gereimte Text von Friedrich Rückert; ein zweites italienisches Sonett von Francesco Petrarca an Laura aus dem Canzoniere, ebenfalls anrührend übersetzt von Josef Kohler. Eine gelungen heitere Übertragung von Wilhelm Buschs “Max und Moritz “ ins Englische von Percy Reynolds wird vorgestellt; ein zweites persisches Gedicht aus dem Divan von Hafis; die 93. Sure des Korans in arabischer Schrift ist der Übersetzung von Friedrich Rückert gegenübergestellt. Viele Besucher, deren Muttersprache Arabisch ist, waren begeistert von der einfühlsamen Rückertschen Wiedergabe. So wurden die Dichterpflänzchen gleich mehrfach gebeten, doch die vollständige Koranübersetzung von Rückert für die Interessenten zu besorgen.

Einige türkische Organisationen fragten, ob die Dialog-Bibliothek nicht auch bei ihren Veranstaltungen aufgebaut werden könne. Ein Wiesbadener Schriftsteller, der sich mit der chinesischen Philosophie befasst, brachte noch am selben Tag ein zweisprachiges Buch mit chinesischen Weisheiten aus seiner Privatsammlung zum Pavillon. Andere Besucher fühlten sich angeregt, über ihre eigene Poesiearbeit zu berichten: So schickte uns ein Wiesbadener Dichter einen Auszug seiner eigenen Werke und eine Studentin versprach, uns über ihre Examensarbeit zu dem französischen Dichter und Petrarca-Bewunderer Du Bellay auf dem Laufenden zu halten.

Die „Erstausgabe“ der Dialog-Bibliothek Poesie kann bei dem Poesieverein Dichterpflänzchen e.V. formlos bestellt werden. Sie kostet 5,- EUR zuzüglich Versandkosten.

Hier noch die Einladung zum Besuch des Pavillons am 27. Juni 2009:

Eigener Bericht