25 Jahre Wiesbadener
Poesieverein Dichterpflänzchen e.V.
90 Gäste nahmen an der poetischen Reise „In 80 Versen um die Welt“ teil, zu der der Wiesbadener Poesieverein Dichterpflänzchen anlässlich seines 25jährigen Bestehens am 29.09.2018 in den Bürgersaal der Galatea-Anlage in Biebrich eingeladen hatten.
(Lutz Schauerhammer begrüßt die Gäste)
Nach einer herzlichen Begrüßung durch den Vorsitzenden des Poesievereins Lutz Schauerhammer, der als Reiseleiter die Zuhörer durchs Programm führte, begann die Weltreise mit einer klassischen Komposition für Klavier von Johannes Brahms. Die aus Armenien stammende Konzertpianistin Diana Sahakyan versetze mit ihrem gefühlvolles Spiel alle „Mitreisenden“ in poetische Stimmung.
(Die Konzertpianistin Diana Sahakian beeindruckte mit virtuosem Spiel)
In einem kurzen Rückblick beschrieb Lutz Schauerhammer, die Geschichte des Poesiekreises und wie die Mitglieder zur Poesie anderer Kulturen gefunden haben.
„Der Poesiekreis wurde im Januar 1993 gegründet. Etwa zehn Poesiefreunde fanden sich zum ersten Treffen ein, zu dem damals das heutige Vorstandsmitglied Ralf Schauerhammer eingeladen hatte.
Seither trifft sich der Kreis regelmäßig im Abstand von etwa zwei Wochen. In Folge der langen, intensiven und ehrlichen Arbeit mit der deutschen Sprache und der Poesie entstanden immer neue Rezitationsprogramme, Dichterportraits und ein breites Wissen über viele Dichter, deren Weltanschauung und poetisches Werk. Im Arbeitszimmer der Dichterpflänzchen waren Goethe, Schiller, Lessing, Heine, Fontane und all die anderen Könner immer zugegen, so dass wir mit den großen deutschen Dichtern bald eng vertraut waren.
Im Jahr 2000 entdeckten wir die Gedichte anderer Kulturen in den gelungenen Übersetzungen des deutschen Dichters und Orientalisten Friedrich Rückert. Eigentlich sollte er heute unser Reiseleiter sein. Er beherrschte 40 Sprachen und eröffnete uns, dem deutschen Leser, einen Blick in die Herzen der Menschen aus vielen Kulturen. Er führte uns nach Persien und machte uns mit den Gedichten von Hafis, Saadi und Ferdausi bekannt; gab uns Einblicke in die osmanische Poesie der Dichter Yunus Emre und Mewlana Dschelaeddin Rumi und er erfreute uns mit seine Übertragungen der klassischen indischen Werke von Kalidasa.
So tummeln wir uns jetzt seit 25 Jahren in der wunderbaren Welt der Poesie und wir sind sicher, dass das Motto wahr ist, welches wir unserem Verein vorangestellt haben, nämlich „Weltpoesie ist Weltversöhnung“.
Es war erfreulich, wie viele Ehrengäste der Veranstaltung beiwohnten.
(Herr Stadtrat Manjura (r.) nach den Grußworten)
Darunter Stadtrat Christoph Manjura, der es sich nicht nehmen lies ein Grußwort an die Anwesenden zu richten, der Vorstand des Partnerschaftsverein Wiesbaden-Istanbul/Fatih,
Dr. Tilemann mit Frau, der Vorsitzender des Seniorenbeirates der Stadt Wiesbaden, Herr Kinzer mit Frau, die Stellvertretende Vorsitzende des Seniorenbeirats, Hannelore Becht, Herr Laubmeyer, Vorstand des Vereinsring im Haus der Heimat und Armin Conrad, Vorstandmitglied des Fördervereins des Literaturhauses Wiesbaden.
(Dr. Tilemann, Partnerschaftsverein Wiesbaden-Istabul/Fatih (r.) überreicht ein Geschenk)
Begrüßt wurden aber auch alle die viele „Fans“, die den Dichterpflänzchen über 25 Jahre die Treue hielten, dazu die befreundeten Künstler aus allen Nationen und die aktiven Mitglieder, die alle unentgeltlich seit vielen Jahren mitwirken und durch ihr Engagement 30 bis 40 Veranstaltungen pro Jahr ermöglichen. - Dann begann die poetische Weltreise.
Armenien
Das erste Reiseziel war Armenien, repräsentiert durch die Pianistin Sahakyan, die mit einer virtuosen Komposition des armenischen Komponisten Komitas Vardapet die Gedichte von Jegisch Tscharenz einleitete, die von der Rezitatorin und Buchautorin Lisa Berkian-Abrahamian vorgestellt wurden. Die deutschen Übertragungen rezitierte das Vorstandsmitglied Gabriele Liebig.
(Gabriele Liebig und Lisa Berkian-Abrahamian beim gemeinsamen Vortrag der armenischen Poesie)
Türkei
Von Armenien aus ging es ganz unproblematisch in die Türkei. Yonca Cakar eigentlich Sängerin das Gesangsduo „Benyonca“ stellte türkische Gedichte von Nazim Hikmet und Gültekin Samanoglu vor. Deren deutsche Übertragungen präsentierte das langjährige aktive Mitglied Hartmut Borchers.
(Hartmut Borchers und Yonca Cakar präsentierten türkische Dichter)
Mit einem türkischen Chanson schloss das Musikerehepaar Yonca(Gesang) und Benny(Gitarre) den Besuch in der Türkei und leiteten zum nächsten Reiseziel über.
(Das türkisch-deutsche Musikduo „Benyonca“)
(nach dem Auftritt der Eltern übergab „Babysitter Hartmut Borchers die kleine Zelda wieder der Mutter)
Indien/Bengalen
Dr. Banerjee, Wissenschaftler und Rabindranath Tagore-Experte stellte zusammen mit Martha Schauerhammer, Gründungsmitglied und guter Geist des Vereins, einige Gedichte des Dichterphilosphen vor.
(Martha Schauerhammer und Dr. Banerjee mit Gedichten von Rabindranath Tagore)
Besonders erfreulich war, dass sich Soraya, die Enkelin von Dr. Banerjee, entschieden hat, das schönste Gedichte von Tagore „Die Kinder am Weltmeer“ vorzustellen.
(Soraya, die Enkelin von Dr. Banerjee präsentierte das Gedicht „Die Kinder am Weltmeer“)
Syrien
Ein Gedicht des palästinensischen Dichters Mahmut Darwish und die 93. Sure aus dem Koran stellte Ahmed Nagib in arabischer Sprache und Lutz Schauerhammer in deutscher Übertragung vor. Ahmed lebt seit zwei Jahren in Deutschland und fühlt sich hier sicher und bei den Dichterpflänzchen aufgehoben. Mit der Musik von Benyonca verließ die Reisegruppe den Orient und schaute sich zunächst in Europa um.
(Lutz Schauerhammer und Ahmed Nagib stellten Gedichte aus dem arabischen Raum vor)
Italien
Die aus Sizilien stammende Dichterin Paola Franco, die sich Wiesbaden vor vielen Jahren als neue Heimat ausgesucht hatte präsentierte zwei ihrer eigenen Werke. Die Übertragungen rezitierte das aktive Dichterpflänzchen Ulla Cicconi, die durch ihren Ehemann, der aus dem Land Dante Alighieris stammt, eine natürliche Nähe zu Italien hat.
(Ulla Cicconi und Paola Franco zauberten das Publikum von Wiesbaden nach Sizilien)
Spanien und Mittelamerika
Hartmut Borchers stellte spanische Gedichte vor. Ulla Cicconi und Gabriele Liebig begleiten ihn auf dieser kurzen Reise zunächst nach Mittelamerika, wo der Dichter Ruben Darío besucht wurde.
(Gabriele Liebig und Hartmut Borches führten die Besucher nach Spanien)
Mit einem Gedicht des in Andalusien geborene Dichter Juan Ramón Jiménez endete der Ausflug in die spanisch sprechende Welt.
Ein Musikbeitrag des persischen Musikduos Massoud Darya und Ramin Rahmi unterbrach die Reise. Die Mischung aus westlicher Gitarre und persischem Saiteninstrument war ja schon poetischer, musikalischer Dialog an sich.
(Ramin Rahmi und Massoud Darya begeisterten das Publikum)
England und USA
Die Reise ging nun nach England und Nordamerika. Muriel Mirak-Weißbach, die gebürtige Amerikanerin, ist Buchautorin und stellte die englischen und amerikanischen Gedichte vor. Der Dichter Ralf Schauerhammer, Vorstandsmitglied des Poesievereins, hatte die englischen Gedichte wunderschön in deutsche Poesie übertragen.
In England begegneten wir dem Genie William Shakespeare in seinem berühmten Sonette 66.
In Nordamerika besuchten wir die Dichterin Frances Ellen Watkins Harper.
(Ralf Schauerhammer und Muriel Mirak-Weißbach, poetische Reiseleiter in England und Nordamerika)
Persien
Die in Frankfurt lebende Theaterregisseurin und Dichterin Fereshteh Vaziri Nasab stellte neben dem modernen iranischen Dichter Akhavan Saless zwei ihrer eigenen Werke vor. Ihre gelungenen deutschen Übertragungen wurden von Martha Schauerhammer rezitiert.
Und zu den interessanten Gedichten erklang noch einmal die passende Musik der beiden Künstler Massoud Darya und Ramin Rahmi.
(Martha Schauerhammer und Fereshteh Vaziri Nasab präsentierten persische Gedichte)
Deutschland
Zurück in Deutschland begrüßte die Reisegruppe die Wiesbadener Sängerin und Schauspielerin Astrid Andresen. Sie brachte ebenfalls eigenen Gedichte zu Gehör, von denen einige von Carsten Braun vertont wurden. Am Klavier Diana Sahakyan.
(Astrid Andresen rezitierte und sang mit Klavierbegleitung ihre eigenen Gedichte)
Mit langanhaltendem Applaus bedankte sich das Publikum für die kurzweilige Poesiereise. Zum Schlussbild kamen alle Mitwirkenden auf die Bühne. Ulla Cicconi überreichte von den Mitgliedern des Poesiekreise ein Dankeschön-Geschenk an Lutz Schauerhammer für die langjährige Vorstandstätigkeit.
(Ulla Cicconi überreicht Karten für ein Konzert der Cellistin Sol Gabetta)
Mit einem kleinen Umtrunk, bei dem noch lang angeregt über die Beiträge diskutiert wurde, endete die Feier zum 25jährigen Bestehen des Poesiekreises Dichterpflänzchen.
(Gäste, Künstler und Dichterpflänzchen beim abschließenden kleinen Umtrunk)