Dichterpflänzchen erstmalig
beim Nouruz Fest dabei!
Mit einem kleinen Zwiegespräch in Gedichten zwischen Goethe und Hafiz bedankten sich die Dichterpflänzchen für die Einladung zum „Interkulturellen Nouruz Fest“, welches von der Iranischen Gesellschaft für Vielfalt und Integration e.V. Kanun (IGVI) am 24.03.2018 im Haus der Jugend in Mainz ausgerichtet wird.
Das unterhaltende Abendprogramm wurde von der Tanzgruppe Monira, der Tanzschule Willius Senzer, der Chorgruppe Taraneh, der Kinderchorgruppe Awa und dem Musiker Mohammad Kia gestaltet und nätürlich gabt es ausreichend persische Spezialitäten zu probieren.
Der Verein Kanun verfolgt die allgemeinen Ziele der Förderung von internationaler Gesinnung, Gleichberechtigung aller Bürger sowie Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und Völkerverständigung (nähere Informationen dazu hier: www.kanun-igvi.de.rs/).
Rozita Fazaee und Lutz Schauerhammer präsentierten das erfundene Zwiegespräch zwischen dem persischen Dichter Hafiz und dem deutschen Dichter Goethe.
Hieraus ein Ausschnitt:
Etwa ein Monat vor seinem Kuraufenthalt fiel Goethe der Band in die Hand. Er begann zu lesen - und diese Poesie übte einen solchen Zauber auf ihn aus, dass er die nächsten vier, fünf Jahre fast ganz dem Studium der persischen und arabischen Kultur, ihrer Geschichte, ihrer Dichtkunst und ihrer Religion widmete. Und obwohl er bereits Mitte 60 war, lernte er sogar ein wenig Persisch. - Wie diese Sprache bei Hafis klingt, hören sie jetzt.
Im folgenden Gedicht, das Rozita vorstellte, besingt Hafis seine unerwiderte Liebe zu einer stolzen Schönen. Er findet sein Lied so gelungen, dass er es mit der Melodie vergleicht, nach der die Sterne am Firmament tanzen.
Nicht nur Hafiz lobt seine Gedichte, auch Goethe ist fasziniert von der mehrdeutigen Tiefe und der Kunstfertigkeit. In seinem Diwan schreibt er:
Unbegrenzt
Daß du nicht enden kannst, das macht dich groß,
Und daß du nie beginnst, das ist dein Los.
Dein Lied ist drehend wie das Sterngewölbe,
Anfang und Ende immerfort dasselbe,
Und, was die Mitte bringt, ist offenbar
Das, was zu Ende bleibt und Anfangs war.
Du bist der Freuden echte Dichterquelle
Und ungezählt entfließt dir Well' auf Welle.
Zum Küssen stets bereiter Mund,
Ein Brustgesang, der lieblich fließet,
Zum Trinken stets gereizter Schlund,
Ein gutes Herz, das sich ergießet.
Und mag die ganze Welt versinken,
Hafis mit dir, mit dir allein
Will ich wetteifern! Lust und Pein
Sei uns, den Zwillingen, gemein!
Wie du zu lieben und zu trinken,
Das soll mein Stolz, mein Leben sein.
Nun töne Lied mit eignem Feuer!
Denn du bist älter, du bist neuer.
Daß du nicht enden kannst, das macht dich groß,
Und daß du nie beginnst, das ist dein Los.
Dein Lied ist drehend wie das Sterngewölbe,
Anfang und Ende immerfort dasselbe,
Und, was die Mitte bringt, ist offenbar
Das, was zu Ende bleibt und Anfangs war.
Du bist der Freuden echte Dichterquelle
Und ungezählt entfließt dir Well' auf Welle.
Zum Küssen stets bereiter Mund,
Ein Brustgesang, der lieblich fließet,
Zum Trinken stets gereizter Schlund,
Ein gutes Herz, das sich ergießet.
Und mag die ganze Welt versinken,
Hafis mit dir, mit dir allein
Will ich wetteifern! Lust und Pein
Sei uns, den Zwillingen, gemein!
Wie du zu lieben und zu trinken,
Das soll mein Stolz, mein Leben sein.
Nun töne Lied mit eignem Feuer!
Denn du bist älter, du bist neuer.
Goethe bezeichnete sich sogar als Zwillingsbruder von Hafiz. Er war so begeistert, dass er fast selbst zum Orientalen wurde. Er sammelte seine neuen Gedichte ebenfalls in einem Diwan, in seinem „West-östlichen Diwan“.
Während des Kuraufenthaltes wollen viele Menschen den großen Dichter und Staatsmann einladen und ehren.
So wird Goethe von dem Frankfurter Bankier Willemer begrüßt. Der Theaterfreund Willemer hatte die erst 16jährige Marianne als Mitglied einer Balletttruppe kennen gelernt und inzwischen geheiratet. Marianne, eine feinsinnige und talentierte Frau von 30 Jahren, inspirierte den mittlerweile 65jährigen Goethe zu vielen Liebesgedichten in dessen "West-östlichen Diwan".
Im Buch Suleika wird Marianne von Willemer zu der geliebten Suleika und Goethe zum schwärmerischen Hatem.
Hatem
Locken, haltet mich gefangen
In dem Kreise des Gesichts!
Euch geliebten braunen Schlangen
Zu erwidern hab' ich nichts.
Nur dies Herz, es ist von Dauer,
Schwillt in jugendlichstem Flor;
Unter Schnee und Nebelschauer
Rast ein Äthna dir hervor.
Du beschämst wie Morgenröte
Jener Gipfel erste Wand,
Und noch einmal fühlet Hatem
Frühlingshauch und Sommerbrand.
Schenke her! Noch eine Flasche!
Diesen Becher bring' ich ihr!
Findet sie ein Häufchen Asche,
Sagt sie: ,,Der verbrannte mir."
Locken, haltet mich gefangen
In dem Kreise des Gesichts!
Euch geliebten braunen Schlangen
Zu erwidern hab' ich nichts.
Nur dies Herz, es ist von Dauer,
Schwillt in jugendlichstem Flor;
Unter Schnee und Nebelschauer
Rast ein Äthna dir hervor.
Du beschämst wie Morgenröte
Jener Gipfel erste Wand,
Und noch einmal fühlet Hatem
Frühlingshauch und Sommerbrand.
Schenke her! Noch eine Flasche!
Diesen Becher bring' ich ihr!
Findet sie ein Häufchen Asche,
Sagt sie: ,,Der verbrannte mir."
Ähnlich ergeht es Hafiz. Er ist der Geliebten total verfallen und schwelgt in Sehnsucht zu seiner Angebeteten.
Und wer einmal am Rhein war, weiß, dass der Wein hier nicht zu kurz kommt. So ist es nur verständlich, dass auch Goethe, der persische Dichters Hafis, über den Wein und dessen Wirkung dichtet.
Im folgenden Gedicht lobt Hafiz die Wirkung des Weins. Der Rausch mache ihn erst gesund und ermöglicht ihm das Universum zu verstehen.
Auch Goethe philosophiert und trinkt weiter:
Ob der Koran von Ewigkeit sei?
Darnach frag ich nicht!
Ob der Koran geschaffen sei?
Das weiß ich nicht!
Daß er das Buch der Bücher sei,
Glaub ich aus Mosleminen-Pflicht.
Daß aber der Wein von Ewigkeit sei,
Daran zweifl ich nicht;
Oder daß er von den Engeln geschaffen sei,
Ist vielleicht auch kein Gedicht.
Der Trinkende, wie es auch immer sei,
Blickt Gott frischer ins Angesicht.
Darnach frag ich nicht!
Ob der Koran geschaffen sei?
Das weiß ich nicht!
Daß er das Buch der Bücher sei,
Glaub ich aus Mosleminen-Pflicht.
Daß aber der Wein von Ewigkeit sei,
Daran zweifl ich nicht;
Oder daß er von den Engeln geschaffen sei,
Ist vielleicht auch kein Gedicht.
Der Trinkende, wie es auch immer sei,
Blickt Gott frischer ins Angesicht.
Neben dem frischen Blick in Gottes Angesicht, kommt Goethe schon zu der Erkenntnis, die eine Perspektive für unser heutiges Zusammenleben sein muss.
Wer sich selbst und andre kennt,
Wird auch hier erkennen:
Orient und Okzident
Sind nicht mehr zu trennen.
Sinnig zwischen beiden Welten
Sich zu wiegen, laß ich gelten;
Also zwischen Ost und Westen
Sich bewegen sei zum Besten!
Wird auch hier erkennen:
Orient und Okzident
Sind nicht mehr zu trennen.
Sinnig zwischen beiden Welten
Sich zu wiegen, laß ich gelten;
Also zwischen Ost und Westen
Sich bewegen sei zum Besten!
- - - E N D E des Beitrags - -
Nouruz
Das persische Neujahrsfest Nouruz (auch "Noruz" oder "Newroz") ist eines der ältesten Feste der Menschheit. Seit etwa 3000 Jahren wird mit bunten Kleidern und üppigem Essen dem Frühling begegnet. Es wird vor allem im Iran und in den kurdischen Gebieten der Türkei und des Nordirak gefeiert. Aber auch auf dem Balkan, rund um das Schwarze Meer, im Kaukasus und Zentralasien wird Nouruz begangen.
In der wörtlichen Übersetzung bedeutet Nouruz soviel wie „Neuer Tag“. Der Wortbestandteil Ruz lässt sich jedoch auf das Urwort Rauça ableiten, das sich wiederum auf das Wort Leuk zurückführen lässt. Hieraus entwickelten sich übrigens die Wörter Licht (deutsch), Lux (lateinisch) oder Leukós (griechisch). Das Persische Neujahr ist damit auch eine Hommage an das Licht des Frühlings, das Leben spendet.
Der eigentliche Höhepunkt des Festes ist der Zeitpunkt der Tag/Nacht-Gleiche (persisch "Salgascht"). Zur Tag/Nacht-Gleiche am 20. oder 21. März sind überall auf der Erde Tag und Nacht ungefähr gleich lang. Dieser Tag ist der eigentliche Beginn der Nouruz-Festtage und leitet sie ein.
Bedeutung des Persischen Neujahrs
Im Iran gilt der Feiertag als höchstes, weltliches Fest, denn hier wird Nouruz als Gleichnis von der Weltenschöpfung und der Neugeburt des Menschen begriffen. Es symbolisiert neue Hoffnung. Gleichzeitig wird die Botschaft des Friedens in alle Himmelsrichtungen getragen.
Das Fest begehen die vielen iranischen Volksgruppen gemeinsam mit viel Freude. Konflikte werden beendet. Außerdem erfolgt eine gebührende Würdigung der älteren Generation. Das Frühlingsfest ist damit auch ein Fest der Freundschaft und der Solidarität.
Als altorientalisches Fest wird das Persische Neujahr traditionell mit Musik, Tanz, Speisen und Gebeten gefeiert.
"Haft Sin", der gedeckte Tisch
Anlässlich des Feiertages muss das „Haft Sin“ zubereitet werden. Dabei handelt es sich um sieben Elemente, die sich auf Festtafel befinden. Wichtig ist, dass alle Bestandteile mit dem persischen S beginnen, denn sie haben eine tiefere Symbolik:
Sabzeh: Weizen-, Gersten- oder Linsensprossen (Munterkeit)
Samanou: Pudding aus Weizen (Wohltat und Segen)
Sir: Knoblauch (Schutz)
Senjed: Mehlbeere (Saat des Lebens)
Serkeh: Essig (Fröhlichkeit)
Somagh: Gewürzsumach (Geschmack des Lebens)
Sib: Apfel (Gesundheit)
Samanou: Pudding aus Weizen (Wohltat und Segen)
Sir: Knoblauch (Schutz)
Senjed: Mehlbeere (Saat des Lebens)
Serkeh: Essig (Fröhlichkeit)
Somagh: Gewürzsumach (Geschmack des Lebens)
Sib: Apfel (Gesundheit)
Selbst die Dekoration der Tafel für das „Haft Sin“ ist vorgeschrieben:
Sonbol: Hyazinten (Freundschaft)
Sekeh: Münzen (Wohlstand)
Aiineh: Spiegel (Reinheit und Ehrlichkeit)
Sham: Kerze (Feuer)
Tokhm morgh rangi: Bemaltes Ei (Fruchtbarkeit)
Mahi ghermez: Goldfisch im Wasser (Glücklichkeit)
Ketab: Buch (Weisheit)
Sekeh: Münzen (Wohlstand)
Aiineh: Spiegel (Reinheit und Ehrlichkeit)
Sham: Kerze (Feuer)
Tokhm morgh rangi: Bemaltes Ei (Fruchtbarkeit)
Mahi ghermez: Goldfisch im Wasser (Glücklichkeit)
Ketab: Buch (Weisheit)
Bei dem feierlichen Festessen werden gleichzeitig die Segenswünsche für das Jahr an Freunde und Familie überbracht.
Amu Nowruz – bringt den Frühling!
In den letzten Wochen des Winters und die ersten Tage des Frühlings trifft man den „Amu-Nowruz“. Er ist eine rot verkleidete Narrenfigur mit einem langen Magierhut und schwarz gefärbtem Gesicht, der die ersten Tage auf den Straßen mit einem Tamburin Musik macht, tanzt und fröhliche und satirische Lieder singt, wofür er mit Geldspenden entlohnt wird.