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Mevlana-Fest Mainz: Anmut, Wärme und Geist
Lutz Schauerhammer vom Verein Dichterpflänzchen e.V. begrüßte die rund 300 türkischen und deutschen Gäste auf Türkisch, Dr. Ilhan Ilkilic von der Türkischen Elterninitiative Nieder-Olm hieß das Publikum auf Deutsch willkommen beim gemeinsamen Geburtstagsfest für den Dichterphilosophen Mevlana Dschelaleddin Rumi am Sonntag, den 21. Oktober 2007 im Bürgerhaus Mainz-Hechtsheim. Es war der Auftakt zu einer gelungenen türkisch-deutschen Gesamtkomposition aus Dichtung, Musik und meditativem Tanz, an der Deutsche wie Türken, Jung und Alt, Veranstalter und Gäste sichtlich ihre Freude hatten.Die Rohrflöte begann mit dem heiseren Klang tongewordener Natur, dazu Mevlanas Gedicht: "Seit ich aus dem Röhricht geschnitten wurde,/ hat meine Klage Mann und Frau zum Weinen gebracht..." Die Wiesbadener Dichterpflänzchen erzählten aus dem Leben des Mevlana Dschelaleddin Rumi und rezitierten seine schönsten Gedichte in einfühlsamen Übertragungen von Friedrich Rückert. Von seiner Geburt am 30. September 1207 im nordafghanischen Belch ist die Rede, dass er später die Nachfolge seines Vaters als Leiter der Islamschule in Konya antrat, von seiner Freundschaft mit Schamseddin, seinen Lebenslehren aus dem Mathnawi, seiner Philosophie der grenzenlose Liebe und Toleranz, seinem Glauben an den freien Willen des Menschen und an das ewige Leben.
Das zweisprachige Programm entstand in freundschaftlicher Diskussion als durchgehende Komposition in deutscher und türkischer Sprache, nicht 1:1 übersetzt, sondern so, dass zweisprachige Besucher es ebenso genießen können wie Deutsche ohne Türkischkenntnisse und Türken, die kaum Deutsch verstehen.
Nach der Pause spielte die achtköpfige Sufimusikgruppe der DITIB aus Köln auf ihren traditionellen Instrumenten rhythmisch-melodiöse Instrumentalstücke mit Gesang. Die hohe Musikalität und Innigkeit der Darbietung ließ auch den deutschen Gästen diese fremde Musik zu Herzen gehen.
Dr. Ismail Altıntaş erklärte auf Türkisch und Deutsch den auf Mevlana zurückgehenden Drehtanz der Derwische (Sema) und was bei dieser Form des Gottesdienstes vor sich geht. Er endete mit dem Koranwort, das Goethe in seinen West-Östlichen Divan aufnimmt: "Gottes ist der Orient! Gottes ist der Okzident! Nord- und südliches Gelände/ Ruht im Frieden seiner Hände."
Dann kamen die Derwische, zunächst in schwarze Mäntel gehüllt. Nachdem sie den Meister, einen älteren Derwisch, gegrüßt haben, legen sie die Mäntel ab und tanzen zur geistlichen Musik und gesungenen Gedichten Mevlanas den Reigen: den Kopf leicht der rechts geneigt, die rechte Hand zum Himmel, die linke zur Erde gewandt, die Züge konzentriert, aber ohne jede Anspannung, drehen sie sich zur Musik um sich selbst und im Kreis. Auch bei Friedrich Schiller findet sich übigens der Tanz als Bild für die "drehende Schöpfung" und das innere Maß der "beweglichen Welt". Die Derwische tanzen ihre Liebe zu Gott: "Die Liebe hat mit Armen ergriffen mich am Nacken... Das Sonnenstäubchen tanzet, vom Licht der Sonn' ergriffen..." (Rumi/Rückert). Anmut und Würde (nicht zufällig fallen mir diese Schillerschen Begriffe ein) gehen von diesen jungen Tänzern aus. So etwas überträgt sich auf das Publikum.
Entsprechend froh und aufgeschlossen begegneten Deutsche und Türken sich anschließend bei Tee und Gebäck, während die Kinder sich auf einen Teppich setzten und von Sena und Dilruba Ilkilic (14 und 10 Jahre) und Ulla Cicconi von den Dichterpflänzchen Geschichten von Nasreddin Hodscha, dem türkischen "Eulenspiegel", vorlesen ließen.
(Für das kommende Jahr ist übrigens ein deutsch-türkisches “Nasreddin-Hodscha-Fest” geplant. Interessenten mögen sich melden bei info@dichterpflaenzchen.com oder 0611-801514.)